Im Stockdunkeln stehen wir in einer Menge aus Handydisplaylichtern. Nervös wird gekramt und wir verlieren durch die vielen Lichter die Fähigkeit zur Nachtsicht. Nur langsam lassen sich die Umrisse der vier Türme im rosa werdenden Himmel erkennen. Und immer besser sehen wir auch die vielen anderen Menschen um uns. Es sind Unmengen chinesischer und koreanischer Reisegruppen, französische Rentnerpaare und sehr viele europäische Abiturienten in Pluderhose und Bierlao Muskelshirt mit übertrieben großen Axellöchern, denen das 50 Cent Bier, das es hier überall gibt noch ins Gesicht geschrieben steht.
Wir sind in Kambodscha und die Sonne geht auf vor Angkor Wat, einer Tempelanlage aus dem 10. Jahrhundert.
Natürlich sind wir selbst schuld dass wir nicht so recht warm werden mit diesem Ort. Zum ersten mal kommen wir in einem Land an, ohne auch nur „Hallo“ und „Danke“ in der Landessprache sagen zu können. Und dann beginnen wir auch noch im am meisten bereisten Ort des Landes wärend in China Neujahrsferien sind.
Wir erfahren viel über diese alten Tempel und die beeindruckende Kultur der alten Khmer. Aber wie leben die Leute heute in diesem Land?
Als Touristen befinden wir uns hier in einer perfekt organisierten Parallelwelt, in der man in Minibussen von Guesthouse zu Guesthouse gereicht wird. In den Restaurants wird man mit kaum gewürzter, kambodschanisch angehauchter Kost versorgt und Bier ist billiger als Limo.
Vielleicht hätten wir lieber in unseren Zwanzigern kommen sollen. Außerdem haben wir uns nach einigem Hin- und Herüberlegen eingestanden, dass wir keine Wanderungen mit unserem Gepäck machen und stattdessen ziemlich viel Zeit mit Warten verbringen. Für uns macht es also eigentlich keinen Sinn, unsere Sachen in einem Rucksack herum zu schleppen. Lange haben wir neidisch die Inder und Taiwanesen mit ihren Trolleys beobachtet, schließlich Tom unsere Rucksäcke nach Deutschland mitgegeben und uns Koffer gekauft. In Kambodscha wird diese Entscheidung erstmals auf die Probe gestellt. Nicht weil wir es nicht genießen, nicht mehr erschöpft und verschwitzt in unserer Unterkunft anzukommen, sondern weil wir merken, dass man hier damit nicht gerade cool ist.
Aber jetzt sind wir nun schonmal da und machen das Beste daraus. Wir leihen uns für zwei Tage einen Roller aus, erkunden das riesige Areal der alten Stadt, finden tatsächlich Tempel die wir fast für uns haben, trinken Kokosnusswasser am Straßenrand und kommen abends völlig eingestaubt und mit vom Fahrtwind roten Augen aber glücklich im Hotel an.
In Battambang machen wir einen Architekturspaziergang, sitzen in Cafes und Bars, leihen wieder einen Roller und genießen, wie einfach hier alles geht.
In Phnom Penh besuchen wir das ehemalige Gefängnis während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer. Dafür kann man keine Worte finden. Aber das Gehörte lässt uns garantiert nie wieder los.
Am Ende finden wir auf dem Fluss Tatai in einem Hotel, das aus schwimmenden Hütten besteht und in dem zu jedem Zimmer ein Kanu gehört sogar unser persönliches Paradies.
Wieder ein sehr eindrucksvoller Artikel,
nachfühlbare Schilderung und super schöne Bilder!
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Hello ihr 2,
Kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Dani ich hänge an deinen Lippen, und Moritz die Bilder sind einfach nur wow! Wahnsinnig toller Beitrag.
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Vielen Dank an euch zwei! Freut uns wenn ihr uns verfolgt! Bis bald!
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